Projekt ZaS: Zusammenarbeit an Schulen – inklusionsorientiert und multiprofessionell

Kategorie Projekt

Ausgangslage und Ziele

Im Entwicklungsprojekt ZaS werden Grundlagen und Materialien für eine inklusionsorientierte multiprofessionelle Zusammenarbeit erstellt. Diese werden mit vier Pilotschulen in enger Begleitung durch das Projektteam erprobt und aufgrund der Rückmeldungen aus den Pilotschulen weiterentwickelt. Im Anschluss daran werden die Materialien allen Schulen im Kanton Zürich zur Verfügung gestellt.

Eine Begleitforschung durch die HfH zeigt zudem die Prozesse der Pilotschulen innerhalb des Projekts auf und untersucht Veränderungen der inklusionsorientierten multiprofessionellen Zusammenarbeit in den Pilotschulen.

Projektleitung

Meret Stöckli Titel Dr. phil.

Funktion

Senior Lecturer

Fakten

  • Dauer
    07.2022
    12.2024
  • Neue Projektnummer
    5_66

Projektteam

  • Brigitte Portmann
  • Karin Zopfi
  • Regula Spirig
  • Gerda Zollinger
  • Philippe Dietiker
  • Roman Arnold

Kooperationsprojekt

Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Hochschule für Heilpädagogik (HfH; Projektleitung: Meret Stöckli), des Volksschulamts des Kantons Zürich (VSA; Projektleitung: Philippe Dietiker) und der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH; Co-Projektleitung: Karin Zopfi, Regula Spirig).

Die Erstellung der Materialien, die Erprobung mit den Pilotschulen, die Prozessbegleitung der Pilotschulen sowie die Weiterentwicklung der Materialien erfolgt durch die HfH und die PHZH. Dieses Projektteam besteht aus Brigitte Portmann (HfH), Meret Stöckli (HfH), Regula Spirig (PHZH), Gerda Zollinger (PHZH), Karin Zopfi (PHZH). Von Seiten VSA bringen sich beratend Philippe Dietiker und Roman Arnold ein.

Ausgangslage

Hinsichtlich der Weiterentwicklung einer inklusionsorientierten multiprofessionellen Zusammenarbeit stellen sich in den Schulen verschiedene Fragen: Wann sind welche Kooperations-Zeitfenster mit welchen Personen geplant? Ermöglichen und unterstützen die Strukturen eine inklusionsorientierte multiprofessionelle Zusammenarbeit? Wie lässt sich sicherstellen, dass alle Beteiligten ihre professionellen Handlungskompetenzen einbringen und ein Kompetenztransfer ermöglicht wird? Hierzu ist gezielte Schul- und Unterrichtsentwicklung notwendig. Alle schulischen Akteur:innen und insbesondere die Schulleitung schaffen die Voraussetzungen für die multiprofessionelle Zusammenarbeit, indem sie nicht nur die notwendigen Organisationsstrukturen gestalten, sondern insbesondere auch die entsprechende Organisationskultur prägen. Hierbei spielt die ganze Breite des Schulfeldes eine Rolle (Widmer-Wolf, 2018): Akteurinnen und Akteure der Regel-, Heil- und Sonderpädagogik, Deutsch als Zweitsprache, Schulpsychologie, Schulische Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Logopädie, Psychomotoriktherapie, Betreuung, Schulleitung usw.

Für eine inklusionsorientierte Schulentwicklung ist es bedeutsam, dass die multiprofessionelle Zusammenarbeit nicht einer Delegationslogik verfällt (Labhart, 2019) und den separierenden Folgen funktionaler Differenzierung (Meyer & Rowan, 1992) entgegengewirkt wird. Zu thematisieren ist dabei auch das eigene Involviertsein in die Reproduktion sozialer Ungleichheiten (Ehrenberg & Lindmeier, 2020). Der Mehrwert der multiprofessionellen Zusammenarbeit im Sinne geteilter Verantwortung soll für eine nachhaltige Schulentwicklung zudem für alle Beteiligten konkret erlebbar gemacht werden.

Ziel und Methode: Baukastensystem zur inklusionsorientierten multiprofessionellen Zusammenarbeit

Im Projekt ZaS werden in einem ersten Schritt Grundlagen und Materialien für die Weiterentwicklung einer inklusionsorientierten multiprofessionellen Zusammenarbeit an Zürcher Volksschulen und Sonderschulen erarbeitet und zu einem Baukastensystem zusammengestellt. Das Baukastensystem besteht aus Bausteinen zur Förderung der Zusammenarbeit auf Ebene der Schulleitung, des Schulteams und der einzelnen Mitarbeitenden und soll es Schulen ermöglichen, sich bedarfsgerecht mit ihrer Zusammenarbeit auseinanderzusetzen und diese gezielt weiterzuentwickeln.

So soll sich die Schulleitung z.B. mit der Frage auseinandersetzen, wo die eigene Schule aktuell bezüglich Zusammenarbeit steht, wie die vorhandenen Zeitgefässe qualitativ hochstehend genutzt werden können und wie die Schulleitung das Schulteam im Sinne einer professionellen Lerngemeinschaft fördern kann. Mitglieder des Schulteams wiederum sollen sich mit der Art und Weise ihrer Zusammenarbeit auseinandersetzen und die entlastende Funktion von Zusammenarbeit in der Praxis konkret erfahren. Sie werden dazu angeregt zu reflektieren, wie sie einen Kompetenztransfer zwischen den Professionen ermöglichen können und sollen diskutieren, wie dabei kollektive Lösungen für alle Kinder entwickelt werden können. Ergänzt wird dies durch Bausteine, die stärker auf die individuelle Ebene der Mitarbeitenden fokussieren. Dabei soll der eigene Blick auf die multiprofessionelle Zusammenarbeit reflektiert, Vertrauensfragen geklärt, der Umgang mit Hierarchien innerhalb des Schulteams thematisiert und die Frage nach dem Stellenwert von Autonomie in der Zusammenarbeit beleuchtet werden.

In einem zweiten Schritt wird das Baukastensystem im Schuljahr 23/24 von vier Pilotschulen mit unterschiedlichem Profil (Primarstufe und Sekundarstufe; davon eine QUIMS-Schule, eine Tagesschule und eine Sonderschule) umgesetzt und erprobt. Die Pilotschulen werden bei der Erprobung durch das Projektteam eng begleitet und unterstützt. In einem letzten Schritt werden die Bausteine und das Baukastensystem aufgrund der Erkenntnisse aus der Pilotierungsphase überarbeitet und weiterentwickelt, so dass es zukünftig allen Schulen im Kanton Zürich online zur Verfügung gestellt werden kann.

Erwartete Wirkung

Das Projekt ZaS verfolgt Ziele auf drei Ebenen:

  • In den Pilotschulen lässt sich eine intensivierte inklusionsorientierte und multiprofessionelle Zusammenarbeit feststellen
  • Für alle Schulen im Kanton Zürich steht ein Baukastensystem mit Vorgehensweisen und Materialien für die Entwicklung und Förderung einer inklusionsorientierten und multiprofessionellen Zusammenarbeit an Schulen bereit, das sich in der Praxis als tauglich erwiesen hat
  • Die beiden beteiligten Hochschulen nutzen die Projekterkenntnisse und Materialien in der Aus- und Weiterbildung für die Förderung einer inklusionsorientierten und multiprofessionellen Zusammenarbeit an Schulen

Literatur

  • Ehrenberg, K. & Lindmeier, B. (2020). Differenzpraktiken und Otheringprozesse in inklusiven Unterrichtssettings mit Schulassistenz. In H. Leontiy & M. Schulz (Hrsg.), Ethnographie und Diversität. Wissensproduktion an den Grenzen und die Grenzen der Wissensproduktion (S.139-158). Springer
  • Labhart, D. (2019). Interdisziplinäre Teams in inklusiven Schulen. Eine ethnografische Studie zu Fallbesprechungen in multiprofessionellen Gruppen. transcript.
  • Meyer, J. & Rowan, B. (1992): The structure of educational environments. In W. Meyer & R. Scott (Hrsg.), Organisational environments: ritual and rationality (S. 71-97). Sage.
  • Widmer-Wolf, P. (2018). Kooperation in multiprofessionellen Teams an inklusiven Schulen. In T. Sturm & M. Wagner-Willi (Hrsg.), Handbuch schulische Inklusion (S. 299–313). Budrich.